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Ich habe seit einiger Zeit ein altes Hobby wiederentdeckt: Binge-Watching. Nachdem ich es exzessiv für einige Zeit mit Sitcoms wie Friends, Scrubs und Will & Grace betrieben hatte, gab ich mein unstetes Serien-Leben auf und wurde wieder treuer Gefolgsmann der Sendezeiten. Eine richtige Struktur im TV-Leben, durch Uhrzeiten bestimmt. Braucht man das nicht? Keine langen Abende und zu kurzen Nächte, immer eingeleitet von der Selbstlüge: Nach der Folge höre ich auf. Zwar gibt es heutzutage nicht mehr die Nationalhymne und doch sagt einem das Programm irgendwann: Geh ins Bett, hier gibt es nichts mehr zu sehen.

Der alte Dämon holte mich jedoch wieder ein – gottseidank, kann ich da nur sagen. Seit Wochen steht eine Satellitenschüssel nutzlos im Garten rum, weil sie noch nicht funktioniert und die Alice TV-Box ist nicht mehr angeschlossen und mir ist es egal. Ich bin ein Süchtiger – kein Sklave mehr der Sendezeiten, aber immer auf der Suche nach der nächsten Folge.

Wieder drauf gekommen bin ich mit Walking Dead – die erste Staffel, eine sanfte Dosis. Dann kam Game of Thrones – immerhin gab es zu diesem Zeitpunkt schon zwei Staffeln. Zwischendurch als seichte Ablenkung Big Bang Theory. Und dann folgte mit The Wire der erste Höhepunkt des Binge Watchings – eine volle Serie am Stück. Jetzt liege ich gerade in den letzten Zügen Breaking Bad. Ich weiß, ich werde die White-Familie, Jesse Pinkman und all die anderen bald schrecklich vermissen – aber ich muss die nächste Folge gucken.

Wie – so frage ich mich allen Ernstes – konnte ich nur jemals eine Folge gucken und dann tatsächlich eine ganze Woche auf die Nächste warten. Und die eine Woche ist ja fast noch vertretbar. Was ist aber, wenn ich anderthalb Jahre darauf hätte warten müssen, ob Jesse nun Gale erschießt oder nicht? Hätte ich die Serie wie eine alte Liebe langsam, aber stetig vergessen? Hätte ich wie wild jedes auch nur gehauchte Gerücht im Internet aufgezogen und am Ende sogar wild in Foren mitdiskutiert?

Nein, so bin ich viel besser dran – auch wenn mein Schlafbedürfnis mir manchmal etwas anderes sagt. Aber wie sollte ich sonst – hätte ich nicht die letzten 30 Tage mit Walter White verbracht – spontan in langen Worten sagen können, ab wann ich Walt nicht mehr mochte? Doch das ist eine Geschichte, die ich nächste Woche erzählen werde…